Eine kleine Chronologie

Eine kleine Chronologie

1995: Beginn der Arbeiten

Im Jahre 1995 wurde das Kolpingwerk Berlin Kooperationspartner der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Kolping war damals ein Partner für die praktische Arbeit vor Ort, aber auch in finanzieller Hinsicht. Das erste große Projekt vor Ort war die Einrichtung einer Begegnungsstätte für die überlebenden. Das ‚Haus der Lagergemeinschaft‘ wurde geschaffen. Hierbei handelt es sich um eines der alten ‚SS Aufseherhäuser‘. Heute ist dies ein Ort für Zusammentreffen der ehemaligen Inhaftierten.

 

1996: erstes großes Workcamp

Im Jahre 1996 richtete die Kolpingjugend in Ravensbrück ein erstes internationales Workcamp aus. Mit Polnischen und Deutschen Jugendlichen wurde das eben genannte ‚Haus der Lagergemeinschaft‘ entkernt. Auch weitere Arbeiten fanden auf der noch kaum erschlossenen Gedenkstätte statt. Die Teilnehmer übernachteten damals noch in Zelten, duschten in einer nahegelegenen Schule und aßen im Seniorenheim von Fürstenberg.

Das Jahr 1996 war die ‚Geburtsstunde‘ des Engagements der Kolpingjugend DV Berlin in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.

 

1997 – 2002

Es folgten Tageseinsätze von Kolpingjugendlichen aus Berlin. Diese Tageseinsätze boten sich auf Grund der Nähe zu Fürstenberg an der Havel, zu welchem Ravensbrück gehört, an. In etwa 90 Minuten ist es von Berlin aus zu erreichen. Die Jugendlichen brachten sich einen Tag lang tatkräftig auf dem Gelände ein, um es zu pflegen oder zugänglich zu machen.

 

2003: ‚Blickwechsel der Geschichte‘

Nach einer ruhigeren Phase in Bezug auf das Engagement in Ravensbrück, konnte die Arbeit 2003 wieder voll aufgenommen werden. Ein zweites internationales Workcamp fand statt. Im Vergleich zu 1996 mussten die Teilnehmer aber nicht mehr in Zelten schlafen, sondern konnten die 2002 neu eröffnete Jugendherberge Ravensbrück nutzen. Diese neue und gut ausgestattete Unterkunft ist direkt an der Mahn- und Gedenkstätte angesiedelt. Die Häuser der Jugendherberge sind die ehemaligen Häuser der SS Aufseherinnen. Dies hat ein ganz besonderes Flair und bringt einem die Geschichte noch näher. Dabei sind nicht alle Häuser als Jugendherberge in Betrieb. Sie beherbergen auch die Pädagogik der Gedenkstätte, eine Ausstellung und das Haus der Lagergemeinschaft. So ergibt sich eine gut gelungene Symbiose.

Unter dem Motto ‚Blickwechsel mit der Geschichte‘ trafen sich 20 Jugendliche aus dem Kosovo und aus Deutschland zu einem Workcamp. Neben der Arbeit auf dem ehemaligen ‚Siemensgelände‘ konnten sich die Jugendlichen über ihre Kulturen austauschen und Freundschaften schließen. Gerade der Aspekt des Krieges im Kosovo sorgte für Gesprächsbedarf. Zwei so unterschiedliche Kulturen die an einem Ort wie Ravensbrück zusammentreffen, um gemeinsam die Geschichte zu verstehen, das ist eine sehr intensive Erfahrung der Historie. Da in Ravensbrück viele Workcamps stattfinden, war der Austausch mit Jugendlichen aus der ganzen Welt möglich.

Auf dem Siemensgelände wurden die Fundamente der alten Fabrikhallen freigelegt. Dies war ein großes Stück Arbeit. Das Workcamp wurde pädagogisch begleitet. Führungen und Gespräche vermittelten die Geschichte hautnah. Der Blickwechsel mit der Geschichte ist gut gelungen. Aus diesem ersten Treffen mit den Jugendlichen aus dem Kosovo ist eine freundschaftliche Partnerschaft entstanden, die noch heute gepflegt wird. Das Engagement für den Kosovo ist jedoch ein eigenständiges Thema.

 

2004

Im Sommer 2004 fanden sich 10 deutsche Jugendliche in Ravensbrück ein, um ein Wochenende dort zu arbeiten. Die Kolpingjugendlichen begannen einen Weg zum ehemaligen ‚Zelt‘ frei zu legen. Dort wurden im Winter 1944/45 mehrere tausend Frauen unter katastrophalen Bedingungen einquartiert. Die begonnenen Arbeiten wurden von einem weiteren Workcamp weitergeführt, und von der Kolpingjugend bei einem weiteren Tageseinsatz im September abgeschlossen. So ist der Weg zum ehemaligen Zelt heute wieder begehbar, und die Kolpingjugend hat einen großen Teil dazu beigetragen.

Im folgenden Jahr fanden wieder mehrere Arbeitseinsätze in Ravensbrück statt. Bei diesen wurden die unterschiedlichsten Arbeiten ehrenamtlich für die Mahn- und Gedenkstätte erledigt. Dies waren in der Regel das Freiräumen von Wegen.

 

2006: trilaterales Workcamp

Mit zehn Teilnehmer/innen aus dem Kosovo, einer polnischen Teilnehmerin, einem Teilnehmer aus dem DV Hamburg und bis zu 16 Teilnehmer/innen aus dem DV Berlin, die teilweise aber nur über das Wochenende bleiben konnten, führte die Kolpingjugend das dritte große Workcamp durch. Eine sehr schöne wenn auch arbeitsintensive Zeit (04.08. bis 10.08.2006) fand in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück statt. Die Aufgaben gestalteten sich dieses Mal sehr vielseitig. Durch die vielen Regenfälle wurde es nötig im Keller stehendes Wasser zu beseitigen. Der erste eigentliche Arbeitseinsatz betraf den Hang an der linken Seite der Gedenkstätte, da hier die Sicht vom Himmelpforter Weg durch etliche Büsche und Bäumchen versperrt wurde – das war an einem Nachmittag behoben.

Die nächsten Tage beschäftigten sich die Jugendlichen mit dem Weg zum Siemensgelände sowie dem angrenzenden bebauten Gebiet, wo etliche Bäume gefällt und der Weg wieder begehbar gemacht werden sollte. Der letzte Tag brachte die Gruppe wieder auf das Gelände des Zeltes, wo zunächst das Moos beseitigt wurde, der Weg zum Zelt etwas bereinigten und schließlich noch die letzte vorhandene Baracke freilegte wurde, was ein persönliches Anliegen von Frau Eschebach, Leiterin der Gedenkstätte, war.

Auch dieses ‚großen Workcamp‘ wurde wieder von der Pädagogik begleitet. Die Geschichte wurde inhaltlich aufgearbeitet, und die Jugendlichen aus den verschiedenen Nationen fanden eine spannende Art sich darüber auszutauschen. In der gemeinsamen Freizeit lernten sich die Teilnehmer besser kennen. Ein reger interkultureller Austausch fand statt. Dieses Camp zeigte einmal mehr den internationalen Charakter des Kolpingwerkes, der für alle spürbar wurde. Seinen Höhepunkt fand dieses Workcamp in der gemeinsamen Teilnahme der Jugendlichen am regionalen Kolping-Jugend-Treffen der Region Ost in Heldrungen. Eine große Veranstaltung bei der sich ca. 200 Kolpingjugendliche auf einer alten Burg trafen. Dies war ein gelungener Abschluss gewesen, und die Jugendlichen konnten dort das Engagement aus Ravensbrück präsentieren. Natürlich präsentierten unsere Gäste aus dem Kosovo auch ihre Heimat, z.B. im Tanz.

 

2007: generationsübergreifende Arbeit startet

Das Kolpingwerk ist ein generationsübergreifender Verband. Daher liegt es nahe, dass auch das Engagement in Ravensbrück gemeinsam mit jung und alt stattfindet. Seit 2007 finden die Einsätze in Ravensbrück generationsübergreifend statt. Zu den Arbeiten auf dem Gelände der Gedenkstätte kamen jetzt auch Arbeiten im Archiv dazu. So können sich auch Teilnehmer, die nicht im Gelände arbeiten können oder möchten, in Ravensbrück engagieren. Die dazugewonnene Archivarbeit ist ebenfalls ein wichtiger Teil der Arbeit der Gedenkstätte. Hier werden alte Dokumente gesichert, oder Namen aus Büchern oder Listen katalogisiert. All das sind nötige Arbeiten der Gedenkstätte um diese zu erhalten und weiter zu entwickeln. Die generationsübergreifenden Wochenenden haben einen neuen Aspekt der Auseinandersetzung mit sich gebracht. Verschiedene Generationen tauschen sich so aktiv über die Geschichte aus. Das Erlebte von den Arbeiten im Gelände und aus dem Archiv wird dann am Abend, oder in der Freizeit, ausgetauscht. Die Gedanken des Tages fließen dann am Abend in den Gottesdienst ein. Hier wird der Opfer gedacht und die Teilnehmer gemahnt.

 

2008: Gespräch mit überlebenden

Neben den üblichen Arbeitswochenenden, bei dem die alten Beutegutbarracken von Unrat, Dreck und Unkraut befreit wurden, fand im Jahr 2008 eine rein inhaltliche Veranstaltung von Kolping in Ravensbrück statt. Es gelang mit Hilfe der Pädagogik zwei überlebende für ein Gespräch zu gewinnen. Zu dieser Veranstaltung kam eine Vielzahl von Interessierten. Die beiden ehemaligen Insassen des Konzentrationslagers haben in einer beeindruckenden und offenen Weise ihre Geschichte erzählt. Auch die Teilnehmer die schon oft in Ravensbrück waren und die Geschichte kennen zeigte dies eine ganz neue Sichtweise. Es war eine sehr berührende und intensive Erfahrung gewesen. Die beiden Frauen erzählten nicht nur ihre Geschichte und beantworteten entstandene Fragen, sondern sie gingen auch mit den Teilnehmern über das Gelände. Hier zeigten sie uns Orte an den sie eigene Erfahrungen sammeln mussten. Dies ist ein ganz anderes Erleben des Geländes, wie es eine Führung nicht geben kann.
Erstmalig fand 2008 ‚Engel in Aktion‘ statt. Ein Aktionswochenende der katholischen und evangelischen Jugend in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern. Die Kolpingjugend beteiligte sich an dieser Aktion mit einem Angebot in Ravensbrück. Gemeinsam mit Jugendlichen der evangelischen Kirche wurde inhaltlich und praktisch in der Gedenkstätte gearbeitet.

 

2009-2011: das Engagement geht weiter

In den vergangenen Jahren hat sich die Arbeit der Kolpingjugend und des Kolpingwerkes fest in Ravensbrück integriert. In Ravensbrück ist der Name Kolping zu einem festen Begriff geworden. Die Leiterin der Gedenkstätte, Fr. Eschebach, steht in Regelmäßigen Dialog mit den Verantwortlichen von Kolping. So können gemeinsame Projekte oder Ideen verfolgt werden. Die Arbeitseinsätze von Kolping in Ravensbrück bringen immer wieder beeindruckende Ergebnisse mit sich. In den ersten Jahren wurden die kurz dauernden Einsätze etwas belächelt. Die Mitarbeiter der Gedenkstätte vermuteten, dass in so kurzer Zeit kaum etwas geschafft werden kann. Aber sie wurden eines besseren belehrt. Die fleißigen Helfer von Kolping kommen hoch motiviert und voller Tatendrang nach Ravensbrück. Mittlerweile bringen sie auch eigene Werkzeuge mit, um die Arbeiten zu beschleunigen. Ob Kettensäge oder Freischneider, die Arbeiten finden gut organisiert statt.

Zusätzlich werden die Wochenenden immer inhaltlich flankiert. Es ist eine Gradwanderung dies für alle ansprechend zu gestalten. Teilnehmer die seit Jahren nach Ravensbrück fahren könnten die Führungen über das Gelände fast selber gestalten. Teilnehmer die das erste Mal dort sind möchten natürlich nicht zu kurz kommen.

So gibt es dann in der Regel am Freitagabend einen inhaltlichen Einstieg in das Wochenende, und für neue Teilnehmer am Samstagvormittag eine Führung, während die anderen sich schon einmal fleißig auf die Arbeit stürzen. Gemeinsam findet dann ein Austausch zwischen jung und alt, erfahrenem Workcamper und ‚Neuling‘ statt. Dieses Konzept geht gut auf, und es findet eine Auseinandersetzung mit der Geschichte statt die ihres Gleichen sucht.

2009 wurden große Teile des neuen Lagers von kleineren Bäumen und hochgewachsenem Unkraut befreit. Hier können die Besucher der Gedenkstätte nun wieder frei auf das noch unzugängliche Lager blicken.

2010 wurde die alte Lagermauer von wild wachsenden Gebüschen und Gräsern freigelegt.

2011 In diesem Jahr wurde der Weg in Richtung des ‚Siemenslagers‘ zum Arbeitsplatz. Dort warteten knapp 1.500 Quadratmeter zugewachsenes Gebiet auf die fleißigen Arbeiter/innen. Es war eine sehr mühsame Arbeit gewesen, denn der Bewuchs war sehr dicht. Die ehrenamtlichen Helfer/innen hatten insgesamt etwa 8 Stunden benötigt um die Sicht über dieses Areal wieder zu ermöglichen. Jetzt können die vielen Besuchergruppen wieder ungehindert in das ‚Siemenslager‘ blicken.

Zu der wichtigen Arbeit für die Gedenkstätte zählt auch die Arbeit im Archiv. An diesem Wochenende wurden alte verblassende Matrizen digitalisiert. So können die Inhalte der Dokumente erhalten bleiben und flexibler genutzt werden. Zusätzlich wurden wieder Namen aus Büchern gesucht um diese in ein Namensregister einzupflegen. Diese konzentrierte Arbeit hilft der Gedenkstätte in vielerlei Hinsicht. So können gesuchte Personen schnell gefunden werden oder Recherchearbeiten erleichtert werden.

2012-heute: Engagement mit Kooperationsvertrag

2012 Die Kolpingjugend und das Kolpingwerk im Diözesanverband Berlin setzen im Mai ein Zeichen für die Zukunft mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages. Im Oktober wurde im strömenden Regen gearbeitet. Erstmalig nahm eine Gruppe aus dem Kolping Berufsbildungswerk in Hettstedt an einem Workcamp in Ravensbrück teil. Dies öffnete neue Horizonte. Das gesamte Wochenende stand im Focus einer Redaktionsvolontärin und einer Fotokamera. Das Kolpingmagazin begleitete das Workcamp um über das Engagement von Kolping in Ravensbrück zu berichten.

2013 Bei der 72-Stunden Aktion war das Ergebnis eine Vielzahl dokumentierter Namen und ein weiträumig geebnetes Südgelände, das den Besucherinnen und Besuchern der Mahn- und Gedenkstätte nun ermöglicht, die Originalmauer des Konzentrationslagers sowie einen Waggon, der an die Transporte erinnert, zu sehen.

2013 Vom 13.-15. September arbeiteten die fleißigen Helfer/innen hinter der Mauer weiter und machten einen weiteren Abschnitt des Geländes für die Besucher/innen einsehbar.

2014 Die nächsten Arbeitseinsätze sind vom 04.-06.04.2014 und vom 29.-31.08.2014!